Eulengebirge - Geschichte des Bismarckturms

 

1904 war der alte Turm baufällig. Erbauer des neuen Turms auf dem Gelände des Grundherrn, Graf Seidlitz-Sandreczki, ist der Verband der Gebirgsvereine an der Eule. Da der Eulegneis zum Bau ungeeignet war, wurde die Herstellung des Turms in Zementbeton von der Leipziger Firma Bastänier & George bewirkt. Kosten ca. 20000 Mark.

Die Feier der Grundsteinlegung fand am 1. Juli 1905 statt. Am Himmelfahrtstage (24. Mai 1906), wurde der neue steinerne Turm eingeweiht.

 

Über den Bau des Turmes (1):

>>Als der Bau eines steinernen Turmes auf dem Verbandstage der Gebirgsvereine an der Eule in Gnadenfrei am 19. Juni 1904 beschlossen war, wurde ein Bismarck-Turmausschuß gebildet, der in seiner Sitzung vom 23. Juli 1904 einen Entwurf des Maurermeisters Henning in Wüstewaltersdorf von den freiwillig eingereichten Skizzen auswählte und am 11. August desselben Jahres einem engeren Ausschuß die endgültige Erledigung übertrug. Diese kam indessen in den Verhandlungen am 26. August, 29. September und 30. Dezember nicht zustande.

 

Als am 7. April 1905 Maurermeister Henning auf die Bauausführung des Turmes verzichtete, wurde diese am 8. April 1905 in Reichenbach der Firma P. Bastänier & George in Leipzig nach deren vorgelegten Entwurf übertragen. Sobald die Eule schneefrei war, wurde mit den Vorarbeiten zum Bau begonnen, der nach erfolgter Grundsteinlegung rüstig emporwuchs.

 

Doch die Hoffnung, den Turm noch im Herbst einzuweihen und seiner Bestimmung übergeben zu können, scheiterte an der Ungunst der Witterung. Die Wege wurden grundlos und erschwerten die Zufuhr des Baumaterials und so mußte denn die Einweihung bis zum Frühjahr verschoben werden.

 

War bei Beginn des Baues 2/3 der Bausumme vorhanden, so hat sich der Fonds inzwischen ganz bedeutend verstärkt; auch sind außerordentlich viel Geschenke gemacht worden u. a. die Bismarckbüste von Herrn Bankier Opitz = Reichenbach. Glasfenster von Herrn Wiesen = Wüstewaltersdorf, viele Bänke usw. So ist nun das stolze Bauwerk vollendet, dem dankbaren Gedenken des Altreichskanzlers geweiht. Von seinen Zinnen herab erschließt sich dem entzückten Auge ein herrliches Panorama: weithinaus in Schlesiens gesegnete Gaue und das benachbarte österreich schweifen die Blicke - auch wohl hinab nach dem stillen Heldengrab in Creisau.


Und wie von der Höhe des Turmes der Blick weit hinaus gesandt wird ins liebe deutsche Vaterland, so wird das Feuer, das von ihm an nationalen Festen, am Geburtstage Fürst Bismarcks und Johanni herniederblinkt, die Augen wieder anziehen und die Erinnerung und das Gedenken an die großen Taten des eisernen Kanzlers aufleuchten lassen. Möge dem Turm - getreu dem Charakter Bismarcks - allen Stürmen trotzen und dies stolze Bauwerk der Obhut seiner Besucher anempfohlen sein, damit es vor Beschädigungen und Verunzierungen durch Bubenhände bewahrt bleibe.<<

 

Die Sammlungen für den Bismarckturm haben bis 1907 18.218 Mk. erbracht; der Turm ist also zum größten Teil bereits bezahlt. (2)

 

Am 6. August 1910 wurde für den am 21.05.1909 verstorbenen Schulrat Richard Thamm (Verbandsvorsitzender der Gebirgsvereine an der Eule) eine Gedenktafel in Bronze mit der Inschrift
"Schulrat Richard Thamm, Vorsitzender des Verbandes der Gebirgsvereine an der Eule,
gest. den 21. Mai 1909. Rastlos warst Du bemüht, zum Bau die Steine zu tragen,
Deiner am fertigen Bauwerk werde drum ehrend gedacht. Sommer 1910
"
im Inneren des Bismarckturmes angebracht. (3)

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Quelle: (1)aus der Festausgabe "Der Eulengebirgsfreund", Unterhaltungsbeilage des "Schles. Volksboten" (Reichenbacher Stadtblatt), Reichenbach in Schles., Mai 1906, veröffentlicht im Wüstewaltersdorfer Heimatboten, Ausgabe Weihnachten 1996

(2) "Die Grafschaft Glatz" Zeitschrift des Glatzer Gebirgsvereins, 2. Jahrg., 1907, 8.75

(3) "Schlesien" Bd. 3, 1909/10, S.608