Brauchtum & Geschichten - Sonnenwende/Johannisfeuer

Die Sonnenwendfeuer, auch Johannisfeuer genannt, gehörten in der schlesischen Heimat und somit auch im Eulengebirge, wie im Waldenburger Bergland zu den nicht wegzudenkenden Volkstumsbräuchen. Die Sonnenwendfeier fand auf dem Venturberg statt, nahe der Siebenkurfürstenbaude. Die Feuerwehrkapelle spielte und der Männergesangverein sang Volkslieder und viele Zuschauer waren Jahr für Jahr anwesend.

 

Wie es bei dieser Feier in Wüstewaltersdorf zu ging hat A.Weinert anschaulich beschrieben, der Artikel erschien in „Der Schlesier“, Ausgabedatum unbekannt:

 

Sonnenwendfeuer auf der Hohen Eule

 

>>Die Sonnenwendfeuer, auch Johannisfeuer, gehörten seit alters her zu den Sitten, an denen alt und jung festhalten. Schon tagelang zuvor wurde von der Jugend emsig dürres Holz zu Stößen auf gut sichtbaren Berggipfeln zusammengetragen, und man begoß das Holz mit Teer, damit das Feuer, angefacht zu einer hohen Flamme kommt. Es wurde viel gewetteifert und man war bei Jungen und Mädeln stolz, wenn man von sich behaupten konnte, daß das Feuer größer und heller gewesen wäre als die anderen.

 

Johannistag, schon wieder war der längste Tag des Jahres angebrochen. Ich will von der näheren Umgebung erzählen. Von Wüstewaltersdorf ausgehend, verliefen mehrere Wegmöglichkeiten, auf den Venturberg zu kommen. Er lag am historischen Kanonenweg - eine Bezeichnung aus dem Siebenjährigen Krieg - nahe der Siebenkurfürstenbaude, Obwohl Postbusse über die Siebenkurfürstenbaude führten, wanderten die meisten zu Fuß, denn es lohnte der Weg die Bemühungen, selbst wenn man ins Schwitzen geriet. Damals war eben das Wandern und Bergsteigen ein Vergnügen. über blühende Wiesenwege, umsäumt von Kornfeldern mit Kornblumen und Kornraden, durch das schattige Silberloch oder auf kurvenreicher Straße, im Volksmund Judendrehe genannt –gelangte man nach etwa dreiviertelstündigem steigendem Weg zur Venturhöhe (Anm. d. Red.: die Venturkoppe liegt ca. 2km östlich von Wüstewaltersdorf und nördlich von der Kurfürstenbaude).

 

Ein großer Holzstoß machte sich aus großer Entfernung schon bemerkbar, und es waren auch bereits viel Leute vertreten, die :das Naturschauspiel der untergehenden Sonne nicht versäumen wollten. Der Rundblick von hier oben war wunderschön.

 

Die Dunkelheit trat schnell ein. Man zögerte nicht mehr. Ein paar Jungen zündeten den Holzstoß an. Erst ein zögerndes Flämmchen und wenige Minuten später ein Knistern von allen Seiten. Es wurde warm um uns. Männergesangverein und Feuer wehrkapelle aus Wüstewaltersdorf wechselten ab in Volksliedern und Märschen. Ein Sprecher trat vor und deutete auf Sitten und Gebräuche des Sonnenwendfeuers. Das Feuer galt unseren Ahnen als Mittel der Reinigung vom Schlechten im Menschen; es galt also dem Bösen den Kampf anzusagen. Es galt die Götter versöhnlich zu machen. übertragen auf die Gegenwart hieße dies, die Tugenden der Deutschen: Reinheit, Wahrheit, Treue und Pflichterfüllung hochzuhalten und zu pflegen, Gott die Ehre zu geben.

 

Von vielen Berghöhen und Koppen strahlten jetzt die Feuer, große und kleine, gleichsam als Fanal der Zusammengehörigkeit. Das Deutschlandlied erklang. Einig wollen wir sein, ein Volk von Brüdern und den Gefahren trotzen, wo immer sie auch an uns herantreten sollten. Der Holzstoß brannte nieder und sprühte seine Funken in den nächtlichen Himmel - Zeichen der Sonnenwende und damit auch Dank der ewigen Naturgesetze unseres Schöpfers, aber auch Sinnbild unserer eignen Vergänglichkeit. Das Feuer glomm noch immer als wir uns auf den Heimweg begaben. Wir alle waren beglückt und dankbar ob dieses herrlichen Naturereignisse. Es wurde nicht vollkommen dunkel. Viele Glühwürmchen tauchten im Dunkeln auf und verschwanden wieder. Das Zirpen der Grillen war unaufhörlich. Von Ferne hörten wir den Gesang froher, glücklicher Jugend.<<

 

(Quelle: Autor: A. Weinert, Artikel erschienen in „Der Schlesier“, Bild eigenes)