Objekt Riese - Nachrichterzentrale "Rüdiger"

>>Aus fernmeldetechnischer Sicht ließ der zu erwartende hohe Bedarf an Fernsprech-, Fernschreib- und Funktastleitungen und ihr Qualitätsanspruch für die neuen Hauptquartiere die gleichen Bedingungen und Anforderungen entstehen, wie sie bei allen bis dahin gebauten Führungsstellen zu bewältigen waren. Die neuen Führungsstellen mußten rechtzeitig und sicher in das Fernkabelnetz der Deutschen Reichspost eingebunden werden. Am 20. Januar 1944 erhielt das Reichspostministerium den Leitungsbedarf mit dem Auftrag die Durchbringungsmöglichkeit der Leitungen prüfen zu lassen. Geplant waren vier neue Nachrichtenzentralen, von denen "Rüdiger" im Schloss Fürstenstein und "LV 1100" in Niedersalzbrunn entstehen sollten.

Zur Anbindung der neuen Hauptquartiere an das Fernkabelnetz sollten drei, über Freiburg führende Fernkabel nach Liegnitz, Kattowitz und Niesky ausgelegt werden, die ihren gemeinsamen Ausgangspunkt vorerst im bestehenden Verstärkeramt Schweidnitz hatten. Später sollte an seine Stelle ein unterirdisches, verbunkertes Verstärkeramt Schweidnitz II treten. Da die Fern-meldebauarbeiten unverzüglich begonnen wurden, waren am 31. März 1944 bereits 63 von insgesamt 431 Kilometern der drei Fernkabel ausgelegt. Weitere von der Deutschen Reichsspost (DRP) vorgeschlagene Kabel - die die Anbindung wesentlich verbessert hätten - wurden wegen unzureichender Bereitstellung von Rohstoffen, insbesondere Kupfer, abgelehnt.

 

Karte der geplanten Kommunikationsknoten im
Objekt Riese
vom 31.01.1945

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Spätestens im Frühsommer 1944 musste man beim Chef Heeresnachrichtenwesen zur Kenntnis nehmen, dass die Bauarbeiten in den Stollen und an den anderen ober- und unterirdischen Bauten der Hauptquartiere nicht mit den fernmeldetechnischen Arbeiten Schritt hielten. Dadurch aber konnten die Endeinrichtungen, d.h. die Nachrichtenzentralen und anderen fernmeldetechnischen Anlagen nicht wie terminlich geplant, eingebaut werden.


Eine grundsätzliche Entscheidung fiel dann am 12. Juni 1944, als dem RPM die Forderungen des OKW zum Fernkabelbauprogramm im zweiten Halbjahr 1944 übergeben wurden. In einem, diese Forderungen kommentierenden Schreiben des OKW vom 17.Juni 1944 heißt es: „ ....


Ausbau Schlesien. Von OKW ist bisher lediglich ein Netz für Zwecke FüH.Qu. mit etwa 20 Fernleitungen vorbereitet. Darüber hinaus weitere Maßnahmen zu treffen, kommt bei dem geringen Baufortgang der Hochbauarbeiten (Werkzentralen frühestens Ende 1945 bezugsfertig) nicht in Frage."[...].
(Schreiben OKW/KFA St/ P Nr. 277/44 g.Kdos. vom 12.06.1944- Archiv MPF, Akte 36/78)


Bei dem genannten Netz mit 20 Fernleitungen handelte es sich um die Nachrichtenzentrale „Rüdiger“, die unter dem Schloss Fürstenstein in dafür, in den Fels gesprengten Stollen installiert worden war und weitgehend fertig-gestellt werden konnte. Da alle anderen Anlagen aber nicht existierten und auch „Rüdiger“ noch nicht in das Fernkabelnetz eingebunden war, blieb diese einzige Nachrichtenzentrale bedeutungslos. Die o. g. Fernleitungen waren offenbar im Rahmen der sogenannten „Nachrichten-Lehr- und Versuchsübung I“ (Deckname) von Angehörigen des Führungs-Nachrichtenregiments (Fü.NaRgt.) 601 durch den Bau von Drehkreuzlinien bereitgestellt worden. Im Rahmen dieser „übung“ waren Soldaten des Fü.NaRgt. 601 auch auf der Baustelle des Verstärkeramtes Schweidnitz II eingesetzt.


Da sich im Frühjahr 1944 die Probleme beim Bau von „Riese“ immer deutlicher abzeichneten, wurde das Fü.NaRgt. 601 am 30. März 1944 mit der Organisation und Durchführung einer weiteren Maßnahme, der „Nachrichten-Lehr- und Versuchsübung II“ beauftragt.


Die vorstehend genannten Beratungen vom Mai und Juni hatten zur Folge, dass die Fernmeldebauarbeiten nur noch eingeschränkt weitergeführt wurden. Bis Ende November 1944 - dem endgültigen Abbruch der Kabellegearbeiten - hatte man folgenden Stand erreicht: Während das Kabel nach Liegnitz im Juli fertiggestellt worden war (Fk 138), hatte man die Bauarbeiten am Kabel nach Kattowitz (KoaxFk 82) nach 301 ausgelegten Kilometern unterbrochen. Die Kabellegung nach Niesky (KoaxFk 81) war über Freiburg nicht hinausgekommen.

Spätestens um die Mitte des Monats Januar 1945 hatte die Realität alle Wunschvorstellungen der politischen und militärischen Führung zur Anlage „Riese“ eingeholt und den Fernmeldebauarbeiten der DRP ein endgültiges Ende gesetzt. Damit waren auch alle Arbeiten der Soldaten des Fü.NaRgt. 601 gegenstandslos geworden, die letztlich - nach Zeitzeugenaussagen - bis etwa Ostern nur noch mit Aufräumungsarbeiten beschäftigt waren. [...] << (1)

 

Ein weiterer Artikel beschreibt:


>> Der nachrichtentechnische Ausbau für das FHQ RIESE umfasste mehrere Bauten neben dem Ausbau der Leitungen für das Fernsprechnetz. Dabei handelt es sich um die Anlagen

• Wählamt in der Burg Fürstenstein
• das Hauptamt RüDIGER
• die „Zuglösung“ im Ochsenkopftunnel und den Bahnhof Bad Charlottenbrunn
• das Verstärkeramt Schweidnitz-II


Lage Ochsenkopftunnel:
50°44′14″N 16°18′29″E.

 

(zwischen Bad Charlottenbrunn
und Waldenburg-Dittersbach)

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Diese Anlagen sind voneinander räumlich unabhängig. Nachrichtenzentralen in FHQ's bilden einen besonderen Netzknoten. Dieser Netzknoten war mit mindestens zwei DV des Heeresgrundnetz abgestützt. Des weiteren bestanden Direktverbindungen zu den in der Nähe gelegenen Führungsstellen der anderen Oberkommandos, den Standorten von Partei und
staatlichen Dienststellen, zum Fernmeldenetz der DRP sowie zu anderen ausgewählten Punkten. So kommen im Komplex RIESE die Verbindungen zu den abstützenden Fernämtern in Schlesien hinzu wie

• FA Freiburg, (Swiebodzice)
• FA Glatz (Klodzko) und
• FA Breslau (Wroclaw) sowie
• Verbindung zwischen dem FA Schweidnitz-I und dem FA Schweidnitz-II (Verst.A-II).

Die Fertigstellung von RUEDIGER ist auf Juli 1945 fixiert.  Der Standort der geplanten und gebauten Nachrichtenzentrale RUEDIGER im Objekt RIESE ist immer noch unbekannt und wird in einer der verschiedenen Anlagen (Dorfbach, Wolfsberg, Säuferhöhen) von  Riese vermutet.
Aus einem „Geheime Kommandosache“ wurde der „Stand der Anlagen FHQ“
(fernmeldetechnisch) mit den Bezeichnungen Röm 1 bis 7 wird der Stand 1944 des Ausbaus der Fernmeldeverbindungen und Fernmeldetechnik festgestellt.


Damit sollte
• das Hauptamt A RUEDIGER
• das Führungszentrum B die Burg Fürstenstein
• die Zuglösung C Bahnhof Bad Charlottenbrunn und der nahe Tunnel nachrichtentechnisch ausgerüstet werden.


Zuglösung: Anschaltpunkte für mobile Führungsstellen, Eisenbahnbefehlszug“ [...] << (2)



Quelle:gorysowie.pl

 

Noch sichtbare
Befestigungsanlagen im Tunnel.

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Quellen: (1) Artikel gekürzt, vollständiger Artikel unter: www.geschichtsspuren.del (Artikel gelesen Mai 2015)

(2) Artikel gekürzt,  vollständiger Artikel unter: Forum hidden Places (Artikel gelesen Mai 2015)