Bauden im Eulengebirge:
Eulengebirge - Birkenfeldbaude
Es sind eigentlich zwei Bauden, eine kleine Baude direkt an der Paßstrasse 
            von Wüstewaltersdorf nach Reichenbach, und eine grössere im 
            Hintergrund gelegen, leicht von Zedlitzheide auf einem Fußweg zu 
            erreichen. 
            Der Name der Baude ist auch hier wieder durch die Landschaft geprägt, 
            die Baude ist von Birken und Buchen umgeben.   Das Gelände am Hang des Keuligen Berges war  zuerst ein Bauergut, danach gehörte es der Firma Trautvetter, die es als Weberei nutzte. 
Danach wurde es Tanzgaststätte mit der 1. Wirtin Frau Lürck, ab 1912 mit dem Geschäftsführer Alfred Barthel erfolgt der Betrieb als "Baude".
Bei den Planung trennte man Fremdenheim und Baude. Die "grosse Birkenfeldbaude" bot Fremdenzimmer, vor der Baude wurde ein Gebirgsbach zu einem Forellenteich gestaut.
            Die "kleine Birkenfeldbaude" diente zur Einkehr für Ausflügler, 
            sie lag direkt an der Paßstrasse von Wüstewaltersdorf nach 
            Reichenbach, nach der Kehre im Silberloch. Die Baude war blau angestrichen, 
            weshalb sie auch "Blaue Birkenfeldbaude" genannt wurde. Später wurde diese Baude von der Firma Blaupunkt als  Erholungsheim für Mitarbeiter genutzt und sie bekam den Namen "Blaupunktbaude".  - Zuerst betrieben von Familie Groß. Der letzte Besitzer war  Alfred Wurl. 
Haushaltungsverzeichnis von 1935: Wurl Alfred, Birkenfeldbaude, Fernspr. 172, Birkenfeld 1
Angaben zur Bettenzahl, Preisen und Ausstattung Stand 1932 (1):
22 Zimmer, 35 Betten, Garten, Veranda, Massenquartier, 
            Zimmerpreis 2,00 RM, 
            Pensionspreis 3,50 bis 4,50 RM (Pensionspreis hier gemeint mit Verpflegung)
Anfang 1940 stellte die grosse Birkenfeldfeldbaude den Betrieb ein und das Gebäude wurde in Wohnungen umgewandelt. - Ein Großonkel von mir und seine Frau bekamen dort eine Wohnung.
Die Blaupunktbaude war bis kurz vor Kriegsende noch in Betrieb.
Aufnahme von 1905: die "Baude" rechts oben im Bild, war zu dieser Zeit noch  Fabrik,
            gut zu erkennen am rauchenden Fabrik-Schornstein. Im Vordergrund Häuser von Zedlitzheide.
Grosse Birkenfeldbaude - im Saal Aufnahme von 1930 Die Speisekarte bot an: "Ungarischer Gulasch Wiener Schnitzel Schweinekoteletts Belegtes Brot Appetits-Brot Karpfen-Forelle"  | 
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| Grosse Birkenfeldbaude - Vorbereitung zur Feier | |
Anzeige aus einer Wanderkarte von 1912 die gleiche Anzeige findet sich auch in "Der Wanderer in Eulengebirge" von 1930  | 
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Kleine Birkenfeldbaude oder Blaupunktbaude, im Hintergrund die Hohe Eule  | 
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Kleine Birkenfeldbaude an der Strasse von Wüstewaltersdorf nach Reichenbach gelegen  | 
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Lage der Birkelfeldbaude: vorn Gebäude an der Neurode Strasse in Wüstewaltersdorf, in der Mitte Zedlitzheide, oben die grosse Birkenfeldbaude Die kleine Birkenfeldbaude befindet sich hinter dem Hügel rechts und ist nicht zu sehen  | 
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Blick auf die Baude Richtung Norden, heir gut zu erkennen: das "Birkenfeld" hinter der Baude  | 
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Grosse Birkenfeldbaude im Winter  | 
            
Mit der den Birkenfeldbauden ist eine Menge Familiengeschichte verknüpft. 
            Der Forellenteich vor der grossen Baude lief bei einem Gewitter 
            1935 voll und die Staumauer brach. Die Wassermassen rauschten durch 
            das enge Tal nach Zedlitzheide hinein. Auf dem Weg zerstörten sie 
            mehrere Häuser, unter anderem das Haus meiner Urgrossmutter.
            1944-45 wohnte meine Mutter einige Zeit in der Blaupunktbaude als sie ihre Lehre 
            in Wüstewaltersdorf begann. Im Frühjahr 1945 wurde es ausserhalb 
            des Dorfes zu unsicher und sie ist zu einer Freundin ins Dorf gezogen. 
            - 1944 kam in der grossen Birkenfeldbaude meine Tante unter, die mit ihren 4 Kindern aus 
            Ostpreussen umgesiedelt war, da es dort schon zu unsicher wurde. Auch 
            sie mussten im Frühjahr 1945 ins Dorf ziehen.
            
            1950 war die kleine Birkenfeldbaude schon sehr heruntergekommen, die Fenster hingen in 
            den Angeln und der Wind pfiff hindurch. Die Eigentümer waren schon 
            vertrieben. Diesen Ort wählten die letzten deutschen Familien im 
            Herbst 1950 kurz vor der Ausreise meiner Grosseltern, Tante und Vater, 
            um sich noch einmal zu treffen und zu verabschieden. Da diese Treffen 
            eigentlich verboten waren, gingen sie alle einzeln, auf verschiedenen 
            Wegen zu die Treffpunkt. Mein Grossvater blies Lieder auf einem Kamm, 
            die Jüngeren tanzten dazu.
Bei meinem Besuch 2001 konnte ich feststellen, dass die grosse Birkenfeldbaude noch existiert. Von der kleinen Birkenfeldbaude gibt es nur noch Fundamentreste.
Quellen: Informationen zur Geschichte aus Wüstewaltersdorfer Heimatboten, verschiedene Ausgaben
(1) "Sommerfrischen und Winterheime im Eulengebirge sowie den angrenzenden Gebirgsteilen",  
            herausgegeben vom Verkehrsamt Eulengebirge e. V., Reichenbach, ca. 1932
            Bilder eigene und  dolny-slask.org.pl
          












