Eulengebirgsbahn - Betrieb der Strecke

 

Infolge der genannten Schwierigkeiten erfolgte die Inbetriebnahme des gesamten letzten Abschnitts von Silberberg-Stadt bis Wünschelburg erst am 5. August 1902. Die Eulengebirgsbahn bediente auf ihrer Fahrt von Reichenbach aus Peterswaldau und Langenbielau, wo eine von Reichenbach geradlinig hergeführte, 6 km lange Staatsbahnstrecke endete und Anschlüsse für eilige Reisende bot. Danach führte sie entlang des Gebirgsrandes nach Silberberg-Stadt, wo in einem gemeinsamen Bahnhof die Frankensteiner Kreisbahn endete. Von diesem Bahnhof begann nun die Zahnradstrecke nach dem 4 km entfernten, 141m höher gelegenen Scheitelpunkt Silberberg-Festung, den der Zug übers Herzogs walder Tal hinweg nach 26-28 Minuten erreichte. Während bei Bergfahrt die Wagen von der Lokomotive geschoben wurden (hierbei stand der Schaffner auf der vorderen Plattform des ersten Wagens und betätigte vor Wegübergängen eine große Glocke), fuhr bei Talfahrt die Lokomotive an der Spitze, deshalb mußte sie auf dem Scheitelpunkt jeweils umsetzen, um dann in 9-10 Minuten Fahrt die 3 km entfernte Station Neudorf und danach den weitere 2 km entfernten Spitzkehrenbahnhof Volpersdorf zu erreichen, wo die Zahnradlok den Zug wieder abgab.

 

Bahnübergang mit Blick auf die Festung Silberberg

Bahnhof Wünschelburg

 

Anschließend ging es weiter über Ebersdorf und Schlegel nach Mittelsteine, wo die Staatsbahnlinie Glatz-Dittersbach überquert wurde, um schließlich in Wünschelburg an der Heuscheuer nach insgesamt 55 km zu enden. Der Bahnknotenpunkt Mittelsteine war übrigens auch in der Hinsicht interessant, da dort die Bahnen dreier Verwaltungen zusammentrafen, so der Staatsbahn, der Eulen gebirgsbahn und der in Mittelsteine endenden Strecke aus dem böhmischen Braunau, die bis 1918 von der k.u.k. Staatsbahn und danach bis 1938 von der CSD betrieben wurde.

 

Als Privatbesitz gehörte die Eulengebirgsbahn ebenso wie die Frankensteiner Kreisbahn der Gesellschaft Lenz & Co. mit Sitz in Reichenbach. Für die erstere waren außer einem Betriebsinspektor weitere 57 Beamte, Hilfsbeamte und Anwärter sowie 99 Angestellte im inneren und äußeren Stationsdienst, im Bahnbewachungs-, Fahr- und Lokomotivdienst tätig. Im Jahre 1927 waren es noch 140 Mit arbeiter, die 854.944 Personen und 315.368 Tonnen an Gütern in diesen zwölf Monaten beförderten.

 

Bahnhof Silberberg

Bahnhof auf der Festung Silberberg

 

29 Jahre lang fuhren die Züge auf der Strecke von Reichenbach nach Mittelsteine, jedoch gestattete der kostenintensive Zahnradabschnitt keinen rentablen Betrieb. Deshalb wurde zunächst versucht, diesen Abschnitt mit normalen Adhäsionslokomotiven zu befahren. Da die eigenen Loks hierfür nicht geeignet waren, lieh sich das Unternehmen von der Reichsbahn zwei Loks (T 16) aus, aber auch diese bewältigten nicht die Steigung und mußten jedesmal wieder zurück ins Tal rollen. Hinzu kam, daß nach 30jähriger Betriebsdauer die Garantie für die beiden großen Viadukte ablief und eine Erneuerung etwa eine halbe Million Mark gekostet hätte. Ein derart hoher Aufwand stand allerdings in keinem Verhältnis zu den geringer gewordenen Einnahmen. Als Konsequenz daraus entschloß man sich, den Verkehr auf der Zahnradstrecke einzustellen. So fuhr der letzte Zug am 11. Oktober 1931. Seit diesem Zeitpunkt bestand die Eulengebirgsbahn nur noch aus den zwei Teilstrecken Reichenbach-Silberberg sowie Mittelsteine-Wünschelburg. Außerdem wurde für den Güterverkehr noch längere Zeit der Abschnitt zwischen Mittelsteine und Volpersdorf bedient.

 

Den Personenverkehr zwischen Silberberg-Stadt und Neudorf übernahm eine Postbuslinie. Im Herbst 1933 konnte der letzte Zug auf der Zahnradstrecke beobachtet werden: Der Abbau der Gleise erfolgte mittels Abbauzug von Silberberg-Festung aus Richtung Neudorf. Im Frühjahr 1934 demontierte man dann auch den Ostabschnitt bis Silberberg-Stadt.

 

Nach dem zweiten Weltkrieg reaktivierte die PKP für einige Zeit nochmals den Personenverkehr zwischen Mittelsteine und Volpersdorf, der bis Anfang der 70er Jahre in Betrieb war. Gleichfalls mit zwei Zugpaaren, die nunmehr von Frankenstein über Silberberg nach Reichenbach durchführen (jedoch ohne den Umweg über Peterswaldau), wurde der Nordabschnitt noch einige Jahre länger genutzt. Seit 1977 verkehren lediglich noch zwei Zugpaare auf dem Abschnitt zwischen Mittelsteine und Wünschelburg.